Zwingenberg, oder lateinisch auch locum getwinc:

Älteste Stadt an der hessischen  Bergstraße

Geschichtliches zur Stadt

Kleinod an der Strada Montana

„Wann oder durch wen diese Stadt erbaut wurde, darüber hat man keine eigentliche Nachricht, dass sie aber eine uralte Stadt sei, schließt man aus allen Umständen.“

Diese frühe Beschreibung von Johann Justus Winkelmann in dem Buch „Geschichte des Hessenlands“ macht deutlich, dass die Anfänge Zwingenbergs im Dunkel der Geschichte liegen und wohl auch immer bleiben werden.

Erstmals bezeugt wird der Ort 1258 mit dem Bau der Kirche auf dem Berg.

Bereits 1012 wird der Platz, an dem Zwingenberg entstand, urkundlich erwähnt. Am Berghang zog eine alte Straße entlang, die sog. „strada montana“, die hier eine Engstelle (Iocus getwinc) hatte. Durch dieses Nadelöhr musste sich der gesamte Reiseverkehr in beide Richtungen zwängen. Daher stammt wahrscheinlich auch der Name „Zwingenberg“.

An dieser Engstelle entstand im Westen in der Sumpflandschaft ein Wasserschloss und auf dem gegenüberliegenden Berg im Osten eine Festungsanlage. Von hier aus konnte die Passstraße kontrolliert und Wegegelder erhoben werden.

Die Grafen von Katzenelnbogen

Nach dem Zerfall des Klosters Lorsch im 12. Jahrhundert kamen die Grafen von Katzenelnbogen hierher und errichteten nach Norden hin die Obergrafschaft Katzenelnbogen. Als Zeichen ihrer Macht legten sie um 1224 das Auerbacher Schloß an und die Festungsanlage an der Paßstraße wurde Verwaltungssitz. Graf Dieter V. von Katzenelnbogen baute den Platz um die Mitte des 13. Jahrhunderts zu einem bewohnten Ort aus und ließ diesem bereits 1274 von König Rudolph von Habsburg Stadtrechte verleihen. Laut Urkundenlage besitzt Zwingenberg damit nachweislich die ältesten Stadtrechte an der Bergstraße.

Hessen und Hessen-Darmstadt

Nach Aussterben des Grafengeschlechtes 1479 fiel Zwingenberg politisch an die Landgrafen von Hessen und Hessen-Darmstadt und verlor damit seine frühere Bedeutung. Seit 1806 gehörte Zwingenberg dann den Großherzögen von Hessen-Darmstadt. 1918 kam die Stadt schließlich an den Volksstaat Hessen und 1946 an das Land Hessen.

Bergkirche

Städtchen mit gesunder Sozialstruktur

Zwingenberg heute

In Zwingenberg lebten seit frühester Zeit Ackerbürger, die zunächst neben einer kleinen Landwirtschaft einem Handwerks- oder Beamtenberuf nachgingen. In unseren Tagen hat sich dieses Bild völlig gewandelt.

Heute wohnen Menschen mit vielen unterschiedlichen Berufen in der Stadt, die Landwirtschaft spielt nur noch eine untergeordnete Rolle. Im Zeichen der politischen und wirtschaftlichen Veränderungen hat die Stadt ihre traditionell-zentralen Funktionen wie Landgericht bzw. Amtsgericht, Finanzamt, Rentenamt u.ä. abgeben müssen. Dafür hat sie sich in den letzten Jahren zu einem attraktiven Wohnstädtchen entwickelt, das den hier lebenden Menschen hochwertige Wohn- und Freizeitangebote macht.

Bei insgesamt mehr als 50 Vereinen hat sich ein Bürgersinn entwickelt, der für eine gesunde Sozialstruktur sorgt. Das Wirtschaftsleben beschränkt sich im Großen und Ganzen auf innerstädtische Selbstversorgung. Die politischen Gremien sind bemüht, die Infrastruktur Zwingenbergs den modernen Gegebenheiten anzupassen.

sisyphusarbeit und viel Recherche

Die Zwingenberger Altstadt im Modell

Zum Jubiläumsjahr 1999, in welchem Zwingenberg 725 Jahre Stadtrechte feiern konnte, wurde von Prof. Gerhard Scheper ein Modell der historischen Stadt erstellt.

Das Modell zeigt die Stadt um etwa 1610. Landgraf Ludwig XIV. hatte 1603 den „Platz, darauf die alte Burg gestanden, samt dem Turm und Graben“, nämlich die Wasserburg, der Stadt geschenkt, sodass der neue Marktplatz angelegt werden konnte. Der Zustand vorher ist unbekannt. 1611 genehmigte dann der Landgraf, „dass außerhalb der Stadtmauern und Gräben ringsherum […] Vorstädte erbaut werden“ durften. Sicherlich zeigt das Modell ein schöneres Bild der Stadt, als sie zu jener Zeit wohl war. Ein Nachprüfen ist nicht möglich – die Stadt wurde vom Pfälzischen Erbfolgekrieg am 4. Juli 1693 von den Soldaten des Sonnenkönigs Ludwig IV. „völlig aus dem Grund zerstört.“

Die Zwingenberger Altstadt im Modell

Als Grundlagen für das Modell haben die entsprechenden Beschreibungen in den Chroniken (Pfarrer Hein, Möller, Chronik 1974), der Katasterplan, die Lüft-Höhenvermessungen in den 70er Jahren, sowie die Straßenhöhen des Generalentwässerungsplans der Stadt gedient. Die Ansichten aus jener Zeit, die Stiche von Dilich (1605), Meißner (1625), und Merian (1640) haben sich dabei als nicht nützlich erwiesen. Abgesehen davon, dass sie bis in die letzten Einzelheiten voneinander kopiert sind, sind sie mit dem Katasterplan nicht in Übereinstimmung zu bringen, und schon die dort dargestellten Türme entsprechen nicht den heute noch feststellbaren Verhältnissen. Es ist also leider noch reichlich Raum und Notwendigkeit für Fantasie.

Die wahrscheinliche Entwicklung der Stadt ist angedeutet: Auf dem Berg sind noch strohgedeckte Häuser ohne Schornsteine vorhanden. Deutlich ist hier die Haufensiedlung zu erkennen. Dagegen lässt die Unterstadt keinen Zweifel an einer planmäßigen Anlage. Die Häuser um den Marktplatz sind mit etwas helleren Dächern als erst wenige Jahre alte Neubauten dargestellt.

Viele Einzelheiten konnten allerdings aus den Unterlagen nicht ersehen werden; sie mussten der Mutmaßung und Wahrscheinlichkeit überlassen bleiben. So ist das Aussehen des Herrenspeichers reine Annahme ebenso wie die Gestalt des ersten Rathauses und der Stadttore. Ungeklärt bleibt auch, ob die Nordwestecke am „Löwen“ nicht besser befestigt war. Weiter ist die Frage offen, ob es hinter der Stadtmauer eine Mauergasse wie in vielen anderen Städten gab, auf der im Verteidigungsfalle die ohne Zweifel relativ geringen Verteidigungstruppen einen wechselnden Angriffspunkt schnell erreichen konnten. Da weder aus dem Katasterplan noch aus Akten das Vorhandensein einer solchen Gasse ersichtlich ist, wurde sie weggelassen.

Wappen Zwingenberg

Katzenelnbogener Löwe über Seeblättern

Das Wappen von Zwingenberg

Wann die Stadt Zwingenberg die Befugnis erhielt, ein eigenes Wappen zu führen, ist unbekannt. Es muss aber wohl schon bald nach Erteilung der Marktgerechtigkeit geschehen sein.

Das älteste Wappen von Zwingenberg stammt aus dem Jahre 1350. Es zeigte im geteilten Schild oben einen Löwen (katzenellnbogisch) und unten drei Herzen.

Seit dem 18. Jahrhundert wurde dieses Wappen mehrmals verändert. Letztmals wurde es im Jahre 1963 offiziell wie folgt festgelegt:

„In geteiltem Schild oben in Gold ein roter wachsender, blau bewehrter und bezungter Löwe, unten in Blau drei silberne Seeblätter (Seerosenblätter)“

Quelle: Stadt Zwingenberg, „Zwingenberg an der Bergstraße – Stadt- und Geschichtsführer“, S. 3, 1994
Walter Möller, „Geschichte der Stadt Zwingenberg a.d.B.“, S. 63, Zwingenberg 1910

Vom Bildband bis zum Malbuch

Publikationen des Geschichtsvereins

Zwingenberg - gestern und heute

Zwingenberger Perspektiven von gestern und heute in Gegenüberstellung.
Unser Bildband "Zwingenberg an der Bergstraße – gestern und heute" ist erhältlich in der

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Bahnhofstraße 4 | 64673 Zwingenberg

Preis: 18,00 € 

Der Melibokus

Rundblicke vom Balkon der Bergstraße

Heimatkundliches Buch über die Melibokusregion im Geo-Naturpark „Bergstraße-Odenwald“

ISBN 978-3-00-039797-4

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Bahnhofstraße 4 | 64673 Zwingenberg

Preis: 19,95 € 

Zwingenberger Malbuch

Wo hat sich Museumsmaus Anna versteckt?

Zwingenberger Motive zum Ausmalen mit  wissenswerten, kindgerecht aufgearbeiteten Informationen zur Stadt Zwingenberg.

erhältlich im Museum

Scheuergasse 11 | 64673 Zwingenberg

Preis: 2,00 €